Hybrid und remote arbeiten: 7 Wege, Ihre Teams zusammenzuhalten

Remote und hybrid arbeitende Teams zusammenzubringen, ist eine Herausforderung. Diese 7 Tipps helfen Ihnen bei diesem Unterfangen.


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In der alten Arbeitswelt fanden wir Freunde, die neue Liebe oder Bekannte, mit denen wir nach der Arbeit einen getrunken haben. Wir sind nicht nur der Arbeit wegen ins Büro gegangen, sondern auch, um Teil von etwas zu sein. In einem dezentralen oder hybriden Arbeitsumfeld sind Arbeit und soziale Kontakte stärker voneinander getrennt.

Das wirkt sich sowohl auf unsere Arbeit als auch auf unser Privatleben aus: Den Golfkumpel und den Traumpartner müssen wir woanders treffen – die Distanz zu den Kollegen wirkt sich auf die Qualität unserer Arbeit aus und darauf, wie stark wir uns mit dem Unternehmen und unseren Aufgaben verbunden fühlen. Das weiß auch Helen Horstmann-Allen, COO beim E-Mail-Anbieter Fastmail: “All die Dinge, die in Büros tagtäglich passieren – das gemeinsame Mittagessen, das Kaffeekränzchen und die Werbegeschenke – schaffen ein Gefühl der Verbundenheit. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl verleiht unserer Arbeit einen tieferen Sinn.”

Eine tiefe und sinnvolle Verbindung innerhalb von Remote- oder Hybrid-Teams zu schaffen, erfordert, sich bewusst Gedanken darüber zu machen. Vor allem an reinen Remote-Arbeitsplätzen klappt das nicht auf dem Weg von und zu Meetings, im Aufzug, der Kantine oder beim Gang durchs Office. Folglich müssen Sie das selbst in die Hand nehmen.

Wir haben mit Entscheidern und Führungskräften gesprochen, die Remote- und Hybrid-Work-Teams leiten und Lösungen für das Bindungsproblem gefunden haben.

Peter Thompson, Mitbegründer und CEO des Cloud-Service-Anbieters LucidLink, plaudert aus dem Nähkästchen: “Wir versuchen, jeden zu ermutigen, öffentliche Kanäle für alle Gespräche zu nutzen. E-Mails versuchen wir zu vermeiden und setzen stattdessen auf Slack. Wir wollen die Kommunikation so transparent wie möglich halten.” Sein Führungsteam sei sich dabei von Anfang an einig gewesen, dass ein extremes Maß an Kommunikation absolut notwendig ist, um eine Verbindung innerhalb eines remote arbeitetenden Teams aufzubauen.

Wenn also nicht gerade jemand das Mittagessen koordiniert oder es ein Problem mit der Privatsphäre gibt, werden die Dinge – auch wichtige geschäftliche Themen – in aller Öffentlichkeit diskutiert. Das sorge manchmal für Erstaunen, so der Manager: “Ich habe schon von einigen gehört, dass sie noch kein Unternehmen gesehen haben, das so offen kommuniziert wie wir. Das gibt allen das Gefühl, einbezogen zu werden und schafft Vertrauen. Jeder ist Teil der Diskussion.”

Paaras Parker, Chief Human Resources Officer beim HR-Softwareanbieter Paycor, bringt Employee Resource Groups (ERGs) ins Spiel: “Geht es um Konnektivität in der hybriden Arbeitswelt, spielen ERGs eine wichtige, neue Rolle. Diese sozial ausgerichteten Gruppen werden in der Regel von Freiwilligen geleitet, die Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenbringen und über die Online-Treffen, Chats oder Aktivitäten organisiert werden. ERGs sind wichtiger denn je, um Kontakte zu knüpfen – vor allem zwischen Menschen im Unternehmen, die nicht an gemeinsamen Projekten arbeiten.”

Employee Resource Groups könnten diese Lücken überbrücken, ist sich die Managerin sicher: “Viele Unternehmen haben ERGs für berufstätige Eltern, Berufseinsteiger oder auch im LGBTQ-Bereich. So können die Mitarbeiter auf informelle Weise Kontakte knüpfen. Eine großartige Sache für Unternehmen, die sie jetzt in Angriff nehmen sollten.”

Gemeinsames Lernen verbindet – das zeigt sich schon in der Schulzeit. Das nutzt Marko Gargenta, CEO und Gründer des Schulungssoftware-Anbieters PlusPlus, um positiv auf die Unternehmenskultur einzuwirken. In diesem Zuge bittet er Mitarbeiter, die ausgeprägtes Know-How zu bestimmten Themen mitbringen, dieses Wissen im Rahmen von 30-minütigen Workshops an ihre Kollegen weiterzugeben: “Die sind informell, persönlich und sehr beliebt.”

Zu Beginn der Pandemie wurden die Workshops fortgesetzt und durch Videos ersetzt. Das habe jedoch nicht dieselbe Wirkung entfaltet, erzählt Gargenta: “Die Leute wollten eine menschliche Verbindung. Also haben wir damit begonnen, wieder auf Live-Verbindungen zu setzen. Inzwischen finden die Workshops über Zoom statt, sind aber sehr synchron. Das hat sich bewährt.”

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Indem man Anlaufstellen für Wissenssuchende schaffe, entstünden “Communities of Practice”, die die Kultur der Organisation prägen, meint der CEO. Das sei in Teams, die hybrid arbeiteten und einer Zeit, in der sich alle nach menschlichen Kontalten sehnten, besonders wertvoll.

In der heutigen Welt kennen wir Menschen oft nur durch ihr Profilbild auf LinkedIn, Twitter oder TikTok. Seltsamerweise schafft das ein Gefühl der Verbundenheit.

Horstmann-Allen empfiehlt deshalb, Online-Profile zu einem wesentlichen Bestandteil des Intranets, des Slack-Kanals oder des Forums zu machen, das Teams zur Kommunikation nutzen. Sie bittet die Mitarbeiter nicht nur darum, ein Bild zu posten, sondern auch ein kurzes Profil anzulegen, das zeigt, was sie außerhalb der Arbeit ausmacht: “Ich gärtnere gerne. Also habe ich ein Bild von meinem Garten gepostet. Andere posten zum Beispiel Bilder von ihren Haustieren.”

“Um die Leute zu ermutigen, zwanglos und informell zu sein, müssen Sie den Einsatz senken”, ist Steve Gottlieb, CEO und Gründer von Watercoolr, überzeugt: “Wenn Sie auf Slack sagen: ‘Hey, ich möchte, dass du mich berätst', dann ist das sehr direkt. Aber wenn Sie eine zwanglosere Online-Umgebung haben, in der Menschen aus sozialen Gründen zusammenkommen, schafft dies Möglichkeiten, eine Verbindung herzustellen.”

Für viele Menschen sei es schwierig, in Online-Umgebungen Kontakte zu knüpfen. Daher empfiehlt er, auf niedrigschwellige Onlineräume zu setzen.

Laut Vinay Hiremath, Mitbegründer und CTO von Loom, habe die Schaffung eines Onlineraums, in dem sich die Mitarbeiter gegenseitig beschnuppern können, für Remote-Teams wahre Wunder bewirkt. Die Teammitglieder verwendeten das Video-Tool des Unternehmens, um kurze Beiträge über Dinge zu posten, die sie persönlich interessieren. Das führe dazu, dass Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenfinden: “Wir haben eine Zimmerpflanzen-Serie, die sehr beliebt ist. Es gibt auch eine zu Thema Hautpflege, die gut ankommt. Vielleicht lernen Sie etwas – aber auf jeden Fall werden Sie etwas über andere Menschen im Unternehmen erfahren.”

Asynchrone Video-Tools tauchen scharenweise auf, um den Bedarf hybrider Teams zu decken, die sich persönliche Verbindungen wünschen, ohne sich um die Terminplanung kümmern zu müssen.

Chris Savage Mitbegründer der Videohosting-Plattform Wistia, ist gemeinsam mit seinem Geschäftspartner auf eine Idee gestoßen, die einen Ausblick darauf geben könnte, wie der vernetzte Arbeitsplatz der Zukunft aussehen könnte. Nachdem einige Umfragen ergeben hatten, dass sich die Mitarbeiter nicht besonders mit dem Unternehmen verbunden fühlen, veranstalteten die Gründer einen Hackathon, um Ideen zu entwickeln, wie man das ändern könnte.

“Der Hackathon selbst war eine großartige Möglichkeit, Menschen miteinander zu verbinden. Eine Idee, die dabei entstand, war es, den Mitarbeitern ein VR-Headset zu geben und sie dazu einzuladen, sich im Metaverse zu treffen. Zunächst waren die Leute skeptisch – dann waren die meisten aber davon überrascht, wie viel Spaß das gemacht hat.”

Die Begegnung mit anderen Menschen im Metaverse sei eine ungewöhnliche Erfahrung, bei der die Avatare den Teilnehmern helfen würden, sich zu entspannen. “Man kann dabei über alles Mögliche reden, muss aber nicht die ganze Zeit kommunizieren. Im Fall von Zoom fühlt es sich dagegen eher komisch an, einfach nur so zusammenzusitzen”, meint Savage.”Wenn man ein Büro hat, hängen die Leute dort ab und tun auch Dinge, die nichts mit der Arbeit zu tun haben. Die Leute rauchen oder trinken Kaffee, was auch immer ihr Ding ist. Bei Remote Work ist das nicht der Fall. Es geht nur um Arbeit, Arbeit, Arbeit. Unser Ziel war es, den Leuten die Möglichkeit zu geben, während des Arbeitstages etwas zu tun, das nicht zwingend zur Arbeit gehört.” (fm)

  1. Christian Koch, Campana & Schott
    „Viele Unternehmen haben bereits vor der Pandemie Erfahrungen mit hybridem Arbeiten gesammelt. Der entscheidende Unterschied für die Zukunft ist das Mengengerüst: Statt nur für ausgewählte Projekte oder kleine Teams hybrides Arbeiten zu ermöglichen, gilt es jetzt, jedem Mitarbeitenden Zugang zu diesen Arbeitsweisen zu ermöglichen. Die Unternehmensorganisation, die Technik sowie die Menschen müssen darauf vorbereitet werden. Hier sehe ich eine große Herausforderung, die nur wenige Unternehmen bereits komplett gemeistert haben.“
  2. Sybille Moll, Damovo
    „Der Katalysator von Hybrid Work waren die äußeren Umstände und Rahmenbedingungen der Pandemie. Viele Unternehmen haben darauf technologisch gesehen ad hoc, agil und sehr schnell mit der Bereitstellung von Cloud-Applikationen, Remote-Zugängen und Equipment reagiert. Wenn ich lese, dass nach zwei Jahren lediglich 46,5 Prozent der Unternehmen in die Absicherung der Remote-Arbeitsplätze investiert haben, stellt sich mir die Frage, ob hier eventuell nur ein dauerhaftes Provisorium betrieben wird. Man kann auf Risiko setzen – unsere Empfehlung ist jedoch eindeutig: Erstellen Sie Ihr individuelles Security-Konzept und setzen Sie die erforderlichen Maßnahmen konsequent um.“
  3. Jens Leucke, Freshworks
    „Es gibt viele Möglichkeiten, Hybrid Work in einem Unternehmen zu fördern. Und die meisten Mitarbeiterwünsche – egal ob in der IT-Abteilung oder den Fachbereichen – sind mit dem richtigen Werkzeug recht simpel umzusetzen, beispielsweise CYOD oder ortsunabhängiger Datenzugriff. Führungskräfte werden jedoch wohl niemals jeden einzelnen Mitarbeitenden zu 100 Prozent zufriedenstellen können. Mitarbeitende müssen allerdings spüren, dass ihre Anliegen gehört und ernstgenommen werden. Ich bin der Auffassung, dass viele Unternehmen stärker auf die Bedürfnisse ihrer Belegschaft achten können und müssen. Das war ja auch tatsächlich Ziel dieser Studie: Tatsachen aufzudecken, die zeigen, in welchen Bereichen sich Unternehmen verbessern können.“
  4. Jan Forster, NFON
    „Für modernes, hybrides Arbeiten fehlen oftmals die Steuerungs-Tools, es mangelt an digitalen und modernen KPIs und an den Skills für hybride Führung. Agiles Arbeiten ist daher häufig ein Schreckgespenst oder lediglich eine Phrase. Hybrid Work birgt großes Konfliktpotential, da hier oft grundverschiedene Philosophien und Modelle aufeinanderprallen. Wichtig ist, dass sowohl in den Firmen als auch in der breiten Gesellschaft eine lebhafte Diskussion über das Arbeiten in der neuen Welt stattfindet. Denn vermutlich wird es keine einheitliche und perfekte Lösung für alle geben – aber idealerweise eine Lösung, mit der Mitarbeitende und Arbeitgeber am Ende glücklicher sind als davor.“
  5. Martin Kraus, ServiceNow
    „Das hybride Arbeiten hat durch die Pandemie einen riesigen Akzeptanzschub erfahren. Seit Frühjahr 2022 versuchen viele Unternehmen, die Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen, um den Zusammenhalt und die Kultur zu stärken. Hybrid Work wird uns aber langfristig erhalten bleiben, weil die Technik es erlaubt und Menschen unterschiedliche Präferenzen haben, warum viele gerne den hybriden Arbeitsstil pflegen. Unternehmen müssen einerseits Rahmenbedingungen erfüllen, damit Arbeit von überall erfolgen kann, und gleichzeitig eine Employee-Experience schaffen, damit sich Mitarbeiter auch im Homeoffice eingebunden fühlen.“
  6. Jens Reichardt, SPIRIT/21
    „Wenn Homeoffice, Remote Work und hybrides Arbeiten auch im New Normal funktionieren sollen, reicht es definitiv nicht aus, sich allein auf die technischen Aspekte zu konzentrieren. Ebenso wichtig ist es, die organisatorischen und kulturellen Voraussetzungen zu schaffen und zu überlegen, wie Kommunikation und Zusammenarbeit in hybriden Modellen unterstützt werden können. Dabei sollten nicht nur die Büroarbeitsplätze, sondern auch die „deskless“ Arbeitenden in die Überlegungen mit einbezogen werden. Immerhin geben rund 45 Prozent der Unternehmen an, mobile Lösungen in Produktion oder Logistik im Einsatz zu haben. Die Bedürfnisse der „deskless“ Arbeitenden werden bei Hybrid Work oft nicht genug berücksichtigt.“

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.

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