5 Gründe: Warum Entwickler Low-Code brauchen

Heutzutage ermöglichen ausgereifte Low-Code-Plattformen es agilen Entwicklungsteams:

Profis im Bereich Softwareentwicklung nutzen Low-Code-Technologien, um Anwendungen, Workflow-Integrationen, Daten-Pipelines, Data Streams, Dashboards, Testautomatisierungen oder Machine-Learning-Modelle zu erstellen.

Low-Code ist ein mächtiges Konzept, das auch 2022 zunehmend zur Anwendung kommen wird. Es setzt IT-Ressourcen frei, versorgt Fachabteilungen mit hochgradig maßgeschneiderter Software und unterstützt letztlich die digitale Transformation. Allerdings muss Low-Code auf skalierbaren Datenplattformen und strengen Governance-Modellen aufbauen. Anderenfalls kann die Fülle benutzerdefinierter Anwendungen in einen Datensilo-Albtraum münden”, erklärt Brian Platz, Co-CEO und Mitbegründer der Web3-Datenplattform Fluree.

Wir haben mit einigen Profis und Experten darüber gesprochen, warum Technologieunternehmen Low-Code-Lösungen in ihre Unternehmensarchitekturen einbeziehen sollten.

Eine OutSystems-Studie über die wachsende Bedrohung durch technische Schulden kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mehr als 40 Prozent ihrer IT-Budgets aufwenden, um Technical Debt abzuwenden – statt den Betrieb aufrechtzuerhalten oder neue Funktionen zu entwickeln. Als die beiden kritischsten Probleme wurden dabei die Fluktuation in Entwicklungsteams und zu viele Entwicklungssprachen und -Frameworks genannt.

Bei Low-Code-Lösungen handelt es sich in der Regel um visuelle Programmierparadigmen, die auch für Development-Einsteiger leicht zu verstehen und zu pflegen sind. Zudem verfügen Low-Code-Plattformen in der Regel über APIs und andere standardisierte Erweiterungsmöglichkeiten.

Laut Jay Parnau, Senior Technical Success Manager bei OutSystems, vereinfachen Low-Code-Technologien auch den Support der Produktion: “Vor Low-Code habe ich die Hälfte meiner Zeit als Entwickler damit verbracht, neue technische Schulden zu vermeiden oder auf Abruf bereitzustehen, falls die Fehler eines anderen ein System um 2 Uhr nachts zum Absturz bringen. Jetzt kann ich mir sicher sein, dass die Low-Code-Plattform mir den Rücken stärkt, wenn es darum geht, die Dinge richtig zu machen. Für die Wartung ist nur noch ein Bruchteil der Arbeit nötig, die ich früher leisten musste.”

Laut Rosaria Silipo, Principal Data Scientist und Head of Evangelism beim Analytics-Anbieter KNIME, können Low-Code-Plattformen die Kommunikation und die Sammlung von Anforderungen vereinfachen: “Ein auf visueller Programmierung basierendes Low-Code-Tool könnte Ihre Antwort auf die Kommunikation mit Abteilungen sein, die weniger mit Code-Kenntnissen ausgestattet sind. Durch den Einsatz von Low-Code-Tools können Fachleute wertvolle Zeit sparen, die sie für andere Probleme verwenden können – einschließlich solcher, die Programmierarbeit erfordern.”

Gloria Ramchandi, Senior Director of Product beim DevOps-Anbieter Copado, stimmt zu und ergänzt, dass Low-Code den Entwicklungsteams auch dabei helfe, geschäftliche Anforderungen zu erfüllen. “Die leitenden Entwickler und Softwarearchitekten mussten mit der Nachfrage nach schnellerer Softwareentwicklung Schritt halten. Diese ‘Code-Barriere' mit Low-Code-Plattformen zu durchbrechen, hilft den Teams, die Zeit bis zur Markteinführung wichtiger Builds zu verkürzen und die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen.”

  1. Dr. Juergen Erbeldinger, ESCRIBA AG
    „No-/Low-Code-Plattformen sind ein und werden immer mehr zum zentralen Baustein der IT-Strategie von Unternehmen. Sie ermöglichen es, eine Vielzahl kleiner Anwendungen einheitlich zu betreiben, ohne einen Anwendungszoo in Kauf nehmen zu müssen. Welche Plattformen zum Einsatz kommen hängt vom Einsatzgebiet ab, zum Beispiel für die Produktion und für Verwaltungsprozesse.“
  2. Hamiedha Sahebzada, ServiceNow
    „Digitalisierte Geschäftsprozesse lassen sich peu à peu auf eine Low-Code-/No-Code-Plattform bringen und dort standardisiert betreiben und verwalten. Ein großer Vorteil liegt dabei in der Wiederverwendbarkeit einzelner Komponenten. Gegenwärtig ist Low Code das Mittel der Wahl, aber in Zukunft wird das Pendel bei der Softwareentwicklung deutlich mehr in Richtung No Code ausschlagen. Der Einsatz einer solchen Plattform muss zudem stets im Einklang mit vorhandenen IT-Governance-Richtlinien erfolgen.“
  3. Henrik Behrens, Machine Learning Reply
    „Für Anwendungsfälle im Bereich Machine Learning gibt es spezielle Low-Code-Plattformen, mit denen Fachanwender Machine-Learning-basierte Anwendungsfälle schnell evaluieren und End-to-End-Lösungen im Data-Science-Bereich einfach realisieren können. Das ermöglicht auch eine zeitnahe Umsetzung datenbasierter Geschäftsmodelle.“
  4. Stefan Brotzler, Mendix
    „Der Druck für die Einführung einer Low-Code-Plattform geht vom Business aus, das von der IT fordert, immer neue Anwendungen in sehr kurzer Zeit bereitzustellen. Die Demokratisierung der App-Entwicklung durch die Einführung einer Low-Code-Plattform ist ein Kulturwandel für IT und Business und erfordert ein aktives Changemanagement.“
  5. Cosima von Kries, Nintex
    „Der Trend geht eindeutig dahin, dass die Nachfrage nach No-Code-/Low-Code-Plattformen weiter steigen wird. Das hat mehrere Gründe: Die personellen Ressourcen in den IT-Abteilungen sind begrenzt, gleichzeitig fordert das Business eine möglichst schnelle Bereitstellung von Apps und Anwendungen, die Geschäftsprozesse automatisieren und digitalisieren.“
  6. Ralph Briegel, SPIRIT/21
    „Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel bei der Softwareentwicklung. Low Code und No Code ergänzen klassische Methoden und eröffnen der IT ein deutlich breiteres Spektrum an Möglichkeiten bei der Softwareentwicklung, etwa im Hinblick auf die Effizienz und die Performance von Applikationen. Allerdings muss auch eine Low-Code-/No-Code-Plattform vollständig und sauber ausprogrammiert sein, bevor sie einsatzfähig ist.“
  7. Johannes Hiller, Intrexx
    „Jedes Unternehmen muss sich zunächst Klarheit darüber verschaffen, ob es den Weg in Richtung Low Code/No Code gehen will und welche Bereiche und Themen damit abgedeckt werden sollen. Das ist Chefsache und stellt das Management vor die Aufgabe, die nötigen Ressourcen für ein solches Projekt bereitzustellen. Zudem muss man sich im Klaren sein, dass die Digitalisierung kein einmaliges Projekt ist, sondern ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess“

Wenn es einfach ist, Applikationen zu erstellen, wie können Softwarearchitekten dann Anwendungssilos vermeiden? Wie kann Low-Code dabei helfen, Arbeitsabläufe zwischen Applikationen, Software-as-a-Service und Unternehmenssystemen zu integrieren? Chris Smith, Developer Advocate beim Low-Code-Anbieter Retool, ist mit Integrations-Herausforderungen dieser Art vertraut: “Die Welt der Unternehmenssoftware ist zunehmend fragmentiert. Es gibt Hunderte von vertikal-spezifischen Cloud-Anwendungen, die alle Funktionsbereiche eines Unternehmens dabei unterstützen, effizienter zu arbeiten. Diese Anwendungen müssen zunehmend in Geschäftsprozesse integriert werden, die für jedes Unternehmen individuell sind. Entwickler begrüßen Low-Code-Plattformen, da sie schnelle, funktionale Bausteine bieten, die dieses fragmentierte Integrationsproblem lösen.”

Doch es geht nicht nur um die Workflow-Integration. Softwarearchitekten müssen sich auch Gedanken darüber machen, wie sie die wachsende Anzahl von Datenquellen einbinden. Laut Silipo bieten Low-Code-Tools hier einen einfachen Weg: “Die Datenquellen kommen von verschiedenen Anbietern und bieten oft keine Standardzugriffsmuster. Ein Low-Code-Tool könnte diese Aufgabe übernehmen und einen standardisierten, einfachen Zugang zu vielen verschiedenen Datenquellen bieten.”

Neben der Verbesserung der Mitarbeitererfahrung und der Workflow-Integration, ist es auch wichtig, Geschäftsprozesse zu automatisieren. Laut Mahesh Rajasekharan, CEO beim Softwareanbieter Cleo, sind Low-Code-Plattformen auch eine Option, um mehr Prozesse zu automatisieren, beziehungsweise manuelle Prozesse zu reduzieren.

“Eine der wichtigsten Lehren aus der COVID-19-Krise ist die Erkenntnis, wie viele manuelle Geschäftsprozesse es in vielen Unternehmen immer noch gibt und wie sehr das deren Geschäfte während der Pandemie behindert hat. Um eine neue Stufe der Automatisierung zu erreichen, werden die Unternehmen Low-Code-Technologien einsetzen, die es ihnen ermöglichen, alles zu automatisieren, um Risiken und Sicherheitslücken in geschäftskritischen Kernprozessen zu beseitigen.”

Obwohl die allgemeine technische Verschuldung eine Herausforderung darstellt, sind monolithische Systeme für viele Unternehmen das wahre Hemmnis. Die Frage ist nur: Wie können Softwarearchitekten sicherstellen, dass das, was heute entwickelt wird, morgen einfacher zu warten, zu supporten und auf künftige Geschäftsanforderungen anpassbar ist?

Microservices- und Serverless-Architekturen sind an dieser Stelle mögliche Ansätze, aber die meisten Unternehmen können es sich schlicht nicht leisten, diese Architekturen auf jeden Geschäftsbedarf anzuwenden. Zeev Avidan, Chief Product Officer beim Integrationsanbieter OpenLegacy, ist davon überzeugt, dass Low-Code einen Paradigmenwechsel für die IT darstellen kann: “Low-Code und No Code können dazu beitragen, alle Aspekte der IT zu revolutionieren – von der Front-End-Anwendungsentwicklung bis hin zu den komplexesten Legacy-Integrationen. Für viele Entwickler liegt eine der größten Hürden bei der digitalen Transformation darin, den Zugang zu Daten und Geschäftslogik zu demokratisieren, die sich in monolithischen Kernsystemen befinden.”

Es besteht kein Zweifel daran, dass in Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben, ein wachsender Bedarf an Anwendungsentwicklung, Integration und Automatisierung entsteht. Low-Code-Plattformen ermöglichen, die Entwicklungskapazitäten zu erweitern, indem sie Pro-Code-Optionen für die strategisch wichtigen Business Cases und Low-Code als Beschleuniger für andere Geschäftsanforderungen nutzen. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.

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