Friendshoring: Die Basis erfolgreicher Zusammenarbeit



 

 

Frau Marlière, können Sie uns etwas über Ihren Weg von Deutschland zum CEO von Accesa in Rumänien erzählen? Was hat Sie dazu inspiriert, diese Rolle zu übernehmen?

Andrea Marlière: Ich kam 2019 als externer Berater und Projektmanager nach Rumänien, genauer gesagt nach Cluj-Napoca in Transsilvanien. Bereits damals haben mich die Dynamik im IT-Hub Cluj-Napoca, der extrem hohe Technologie- und Innovationsgrad und natürlich die Agilität der IT-Teams bei Accesa beeindruckt. Der Gründer von Accesa bot zu Beginn der Pandemie meinem Kunden, einem deutschen IT-Dienstleister aus dem genossenschaftlichen Finanzsektor, das Unternehmen zum Kauf an, und seit Herbst 2020 bin ich CEO von Accesa.

Was waren die größten Herausforderungen und wie haben Sie diese gemeistert?

Andrea Marlière: Herausforderungen gab es einige. Am meisten überrascht hat mich eine Frage in meinem ersten Meeting als CEO. Meine neuen Kollegen wollten wissen, ob sich durch die Übernahme etwas an den Werten von Accesa ändern würde. Accesa verstand sich schon immer als “People first” -Unternehmen und wir haben uns schnell darauf geeinigt, dass dies auch so bleiben soll. Bei uns stehen die Kunden, Kollegen und Partner im Mittelpunkt.

Das leben wir konsequent in unseren Prozessen – vom Recruiting, über das Onboarding, dem ersten Kennenlernen, bis hin zum Karrierecoaching, den vielen gemeinsamen Hackathons und Brainstormings und natürlich in der täglichen Zusammenarbeit in Projekten mit unseren Kunden. Gute IT entsteht nur dann, wenn die menschliche Beziehung funktioniert.

Es hat geholfen, dass ich mich von Anfang an auf die “People first”-Kultur einließ und meine “deutsche Brille” abgelegt habe. Und natürlich ist es aus Sicht unserer deutschen Kunden vertrauensbildend, wenn ein deutscher CEO an der Spitze seines Nearshore-IT-Providers steht. Das hat in der rasanten Aufbauphase sehr geholfen.

Wie hat Ihre Führung zum Erfolg von Accesa auf dem deutschen Markt beigetragen? Welche Strategien haben Sie umgesetzt, um sich in dieser wettbewerbsintensiven Branche abzuheben?

Andrea Marlière: Ich lade unsere Kunden oft nach Cluj-Napoca ein. Wenn sie dann sehen, wie professionell und hochmotiviert unsere Teams arbeiten und welcher Innovationsdrang hier herrscht, sind sie in der Regel begeistert und werden zu überzeugten “Promotern”. Gleichzeitig ermutige ich meine rumänischen Kollegen, selbstbewusster aufzutreten und ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Wir sind technologisch sehr weit vorne, aber unsere Kollegen trauen sich in den Diskussionen mit deutschen Projektmanagern nicht immer, ihre Erfahrungen und Fähigkeiten nachdrücklich einzubringen.

 

Ein partnerschaftliches “People First” ist das strategische Leitmotiv, das Accesa-CEO Andrea Marlière konsequent verfolgt.

Foto: Accessa

Die Pandemie hatte zahlreiche Folgen für die IT-Branche. Könnten Sie näher erläutern, wie Sie jetzt Ihre Expertise in der Digitalisierung unter Beweis stellen, um anderen Branchen in diesen herausfordernden Zeiten zu einem erfolgreichen Wandel zu verhelfen?

Andrea Marlière: Seit 2020 haben wir uns von etwa 700 auf 1.200 Mitarbeiter fast verdoppelt – also mitten in der Pandemie. Dabei sind wir zu einem großen Teil durch unsere langjährigen Bestandskunden im Bereich Retail, Manufacturing und Financial Services gewachsen. Das Erfolgsrezept war eine unbedingte Kundenorientierung in Kombination mit unserer langjährigen Expertise in Automatisierung von komplexen Prozessen, Modernisierung alter Anwendungen und Migration von Anwendungen in die Cloud.

Parallel zur wachsenden Nachfrage unserer Kunden ist es uns gelungen, inner- und außerhalb von Cluj viele neue Talente zu gewinnen. Wir rekrutieren gezielt in den Universitätsstädten in ganz Rumänien. Sobald eine bestimmte Zahl von Mitarbeitern erreicht ist, suchen sich diese vor Ort ein geeignetes Co-Working-Office aus.

Dieses Jahr haben wir so unsere Offices in Timisoara und Bukarest eröffnet. Gerade haben wir einen spannenden Piloten laufen: In Cluj-Napoca haben wir Verträge mit drei Coffeeshops, in denen unsere Mitarbeiter sich tagsüber treffen können, um zu arbeiten oder einfach um sich auszutauschen.

Wir zwingen unsere Mitarbeiter nicht, in unsere Büros zu kommen – aber wir schaffen viele attraktive Gelegenheiten, um die Kommunikation, das gemeinsame Lernen und eine hohe Performance der Teams sicherzustellen. Hybrides Arbeiten bedeutet für uns die flexible Mischung aus Office, Teamarbeit und Homeoffice. Unsere strengen IT-Security-Standards, unsere eigene Buchungsapp sowie viele intelligente Workplace-Prozesse helfen uns und unseren Kunden, die neue Arbeitswelt optimal zu nutzen.

Der Aufbau starker Partnerschaften ist für nachhaltiges Wachstum unerlässlich. Was bedeutet es, Partner bei Accesa zu sein, und wie fördern Sie die Zusammenarbeit mit Unternehmen unterschiedlicher Größe, einschließlich KMU im Finanz-, Einzelhandels- und Fertigungssektor?

Andrea Marlière: Nachhaltiges Wachstum in unserer Branche funktioniert nur, wenn wir uns in die Wertschöpfungsketten unserer Kunden integrieren. Wir haben uns daher intern nicht nach Technologien aufgestellt, sondern nach Branchen. Ein Java-Entwickler im Bereich Retail hat bei uns nach einigen Jahren bereits in mehreren Projekten gearbeitet.

Neben seinem technologischen Können hat er dadurch bereits viel Knowhow in seiner fachlichen Domäne gewonnen und kann dies erfolgreich in neuen Projekten einbringen Bei den meisten Kunden gelingt es uns mittlerweile auch, die Ressourcenbedarfe frühzeitig abzustimmen. So können wir punktgenau unsere Talente in Teams zusammenstellen. Ein besonders wichtiger Faktor ist das persönliche Kennenlernen zwischen deutschen und rumänischen Teams.

Gegenseitige Besuche, Teambuildings und eine gute zwischenmenschliche Beziehung werden von uns gezielt gefördert. Hierfür beschäftigen wir eigene Team Coaches. Daran erkennt man auch, was wir nicht machen: Anfragen über zwei Entwicklerressourcen für drei Monate als “Lückenfüller” weisen wir in der Regel freundlich ab. Aber wenn ein SME bei uns anfragt, ob wir uns vorstellen könnten, mit einem kleinen Projekt gemeinsam zu starten und dann zu sehen, wie sich unsere Zusammenarbeit entwickelt, dann sind wir dabei.

Wir nennen unsere Strategie “Friendshoring” – also eine Mischung aus Nearshoring und Freundschaft. Für uns ist die persönliche Beziehung zu unseren Kunden wichtig – das zeigt sich auch daran, dass viele unserer Kunden bereits seit mehr als zehn Jahren mit uns zusammenarbeiten. Wir wollen mit unseren Kunden gemeinsam durch gute und auch mal schwierige Zeiten gehen.

“Friendshoring” ist ein einzigartiger Ansatz, der Accesa von der Konkurrenz abhebt. Können Sie erklären, welche Vorteile dieses Modell bietet und wie Accesa dessen effektive Umsetzung gewährleistet?

Andrea Marlière: Friendshoring hat viele Facetten. Aktuell unterstützen wir unsere Kunden mit Hackathons im Bereich Künstliche Intelligenz. Wir stellen dazu hier in Cluj gemischte Teams aus Kundenkollegen und unseren KI-Experten zusammen. Diese Teams entwickeln dann in 24 Stunden erste Ideen und Prototypen. Wir haben eine Methodologie entwickelt, wie Unternehmen abschätzen können, welche KI-Projekte sie priorisieren sollten. Die Frage ist heutzutage nicht mehr, ob KI eingeführt wird, sondern mit welcher Priorisierung. Für uns ist es wichtig, dass unsere Kunden beim Thema KI die “Nase vorne” haben.

Daneben laden wir auch regelmäßig zu Technologie-Konferenzen nach Cluj ein – der Austausch mit IT-Experten aus anderen Branchen wird von unseren Kunden sehr geschätzt. Transparenz gegenüber unseren Kunden hat für uns einen hohen Stellenwert. Wir zeigen offen unsere eigene Technologiestrategie und wie wir hier am Markt innovativ agieren. Vor Kurzem hatten wir ein Novum – der CEO der Metafinanz, ein Tochterunternehmen eines Versicherungskonzerns, hat eine Woche vor Ort hospitiert, und umgekehrt werde ich das demnächst bei der Metafinanz machen. Wir glauben an die freundschaftliche Vernetzung mit unseren Kunden und Partnern.

Accesa verfügt über eine beeindruckende Präsenz im deutschen Finanzsektor. Könnten Sie einen Überblick über den Ansatz des Unternehmens in dieser Branche und seine Auswirkungen auf die Kunden geben?

Andrea Marlière: Wir sind seit der Übernahme 2020 Teil des genossenschaftlichen Finanzsektors und gehören damit zu den Volks- und Raiffeisenbanken. Mittlerweile arbeiten mehr als 250 Kollegen von uns für den Genossenschafts-Sektor. Für uns hat es sich als Vorteil herausgestellt, dass wir einerseits für hochregulierte Kunden wie Banken und Versicherungen, andererseits aber auch für Retail, Manufacturing und andere Branchen arbeiten. Von den regulierten Kunden haben wir gelernt, wie wertvoll ein gutes Risk- und IT-Security-Management ist. Unser internes Kontrollsystem basiert auf dem “3 lines of defence”- Prinzip.

Wir sind zertifiziert nach ISO 9001, ISO 27001, ISO 14001 und wurden in den letzten beiden Jahren auf die Einhaltung der BAIT-Richtlinien geprüft sowie nach ISAE 3402 Typ I zertifiziert. Für das nächste Jahr ist eine ISAE Typ II Zertifizierung geplant. Datenschutz, Compliance und ESG-Anforderungen werden vor allem vor dem Hintergrund einer wachsenden Anzahl von KI Projekten immer komplexer.

Gleichzeitig profitieren die Geno-Gruppe und andere Finanzdienstleister von unseren Erfahrungen im Bereich Automatisierung, KI, Data und Cloud aus anderen Branchen, die den Banken oft technologisch voraus sind. So profitieren regulierte und nicht regulierte Kundensegmente voneinander.

Maßgeschneiderte Dienstleistungen und Lösungen sind entscheidend für die Erfüllung spezifischer Bedürfnisse. Können Sie einen Überblick über das Leistungsportfolio von Accesa geben und wie Sie sicherstellen, dass diese Lösungen an die sich verändernden Anforderungen der digitalen Landschaft angepasst werden können?

Andrea Marlière: Wir bieten unseren Kunden den kompletten Lebenszyklus von der Entwicklung kundenspezifischer Apps, der Modernisierung von Legacy-Anwendungen, SAP Commerce Cloud-Lösungen, der Migration in unterschiedliche Cloud-Lösungen bis hin zu Managed-Services an – also dem Applikationsmanagement sowie dem Support und dem Monitoring von Systemen.

Die aktuell am meisten nachgefragten Themen sind Data Engineering und KI in Kombination mit Prozessautomatisierung sowie Greener Code als Antwort auf die wachsenden ESG-Anforderungen – für unsere Kunden wie für uns selbst. Dabei spielt unser Quality Management und SecOps-Team eine zunehmend wichtige Rolle. Und nicht zuletzt als Folge der Pandemie belegt das Thema “Intelligent Workplace” einen Spitzenplatz.

Abschließend: Warum sollten sich CIOs im Finanz-, Einzelhandels- und Fertigungssektor für Accesa entscheiden? Was macht Accesa zur idealen Wahl, um den digitalen Erfolg des Unternehmens voranzutreiben?

Andrea Marlière: CIOs, die mit uns zusammenarbeiten, werden ihr eigenes “Friendshore”-Team in Rumänien haben, das sich mit Begeisterung, hoher Professionalität und Zuverlässigkeit in das Kundenunternehmen integriert. Natürlich haben wir noch immer einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber vielen anderen EU-Ländern. Aber der eigentliche Vorteil besteht darin, dass Accesa-Teams innovativ, agil und mit hoher Qualität die “Future Readiness” unserer Kunden im Auge haben.

 

Andrea Marlière

Foto: Accessa

Andrea Marlière's Aufstieg zum CEO von Accesa ist eine bemerkenswerte und inspirierende Erfolgsgeschichte. Unter ihrer Führung hat Accesa hervorragende Leistungen im deutschen Finanz-, Fertigungs- und Einzelhandelssektor erbracht. Das innovative “Friendshoring”-Modell des Unternehmens hat die Spielregeln verändert und bietet Unternehmen in diesen Branchen einzigartige IT-Services.

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