Mehr Arbeit mit weniger Budget: Die Quadratur des Kreises für den CIO

Die IT hat mit Budgetkürzungen zu kämpfen – muss gleichzeitig aber immer mehr Herausforderungen bewältigen.


Doch kämpft sie mit Budgetkürzungen und einem sich gleichzeitig erweiternden Tätigkeitsfeld. Zentrales Thema ist aktuell der Einsatz von KI etwa in Bereichen wie Logistik, Operations und Finance. Während Fachabteilungen und Kunden davon in Form von effizienteren und qualitativ hochwertigeren Produkten und damit höherer Kundenzufriedenheit profitieren, bedeutet KI für die IT zunächst Mehraufwand für Beratung, Entwicklung und Design. Die Potenziale durch den Einsatz von KI in der IT liegen im Bereich Entwicklung und Betrieb, müssen aber noch stärker ausgeschöpft werden.

Die Anforderungen an die IT bleiben also komplex: Es geht um die Entwicklung zu einer innovativen und wertschöpfenden Einheit, den effizienteren IT-Betrieb und eine größere Verantwortung des CIOs für Unternehmensprozesse – hinzu kommt das derzeit alles beherrschende Thema Künstliche Intelligenz (KI) mit all seinen Herausforderungen.

Welche Rolle spielen die IT-Organisation und der CIO künftig in Unternehmen? Wie entwickelt sich das IT-Budget? Und wie unterstützt die IT die Ziele, die Unternehmen mit dem Einsatz von KI verfolgen? Mit diesen Themen befasst sich die aktuelle Studie “Adaptive IT 7.0” von Horváth. Dazu befragte die Unternehmensberatung 312 IT- und Business-Entscheider von kleinen, mittleren und großen Unternehmen aus mehr als 15 Branchen.

IT als wertschöpfende Einheit

Ein zentrales Ergebnis: Die IT entwickelt sich evolutionär als Partner des Business zu einer innovativen wertschöpfenden Einheit. Damit verfestigt sich der Trend aus der letztjährigen Studie.

Aktuell nimmt die IT für 20 Prozent der Befragten noch die Rolle eines kostengünstigen Dienstleisters ein, in drei Jahren sehen das nur noch 8 Prozent so. Bereits heute ist die IT überwiegend als Business Partner (18 Prozent) sowie Enabler & Consulting Partner (24 Prozent) positioniert – in drei Jahren wird sich das kaum ändern. Die IT wird in den kommenden drei Jahren deutlich stärker als innovative wertschöpfende Einheit fungieren (29 Prozent), was somit mit rund einem Drittel die am weitesten verbreitete Rolle darstellen wird.

Während die IT heute überwiegend durch die Bereitstellung von Plattformen und Tools an der Wertschöpfung beteiligt ist (49 Prozent), wird diese Rolle in den nächsten drei Jahren stark abnehmen (auf 24 Prozent). Stattdessen wird die IT künftig das Business zu neuen Produkten beraten (+12 Prozentpunkte auf 40 Prozent) oder selbst neue marktgängige Produkte entwickeln (+13 Prozentpunkte auf 36 Prozent). Und sie wird stärker in strategische Themen eingebunden.

Mehr Verantwortung für den CIO

Um diese Rollen zu erfüllen, benötigt die IT neue Kompetenzen, tieferes Business-Verständnis und den Mut, eigene Geschäftsmodelle zu etablieren. Der Studie zufolge trägt die IT-Abteilung bereits heute eine bedeutende Rolle im Management der Geschäftsprozesse (42 Prozent). Diese Tendenz wird sich in den kommenden Jahren deutlich verstärken, die IT-Abteilung wird die Hauptverantwortung übernehmen (57 Prozent und +15 Prozentpunkte). Dafür ist stärkeres Prozess-Knowhow gefragt.

Analog zur engeren Verzahnung mit dem Business erweitert sich auch der Verantwortungsbereich des CIO. Die traditionelle Funktion des CIO, die sich rein auf IT beschränkt, wird in Zukunft abnehmen (von 39 Prozent auf 18 Prozent). Stattdessen wird der CIO verstärkt zusätzliche Funktionen wie die Rolle eines Chief Digital and Information Officer (CDIO), Chief Process and Information Officer (CPIO) oder eines Chief Technology and Information Officer (COIO) übernehmen. Damit wird eine Managementkarriere in der IT sukzessive interessanter.

Weniger Mittel für die IT

Obwohl sich das Tätigkeitsfeld der IT erweitert, verknappen sich die finanziellen Mittel. Angesichts der gegenwärtigen Konjunktur erwarten 54 Prozent der Studienteilnehmer grundsätzliche Budgetkürzungen in den nächsten drei Jahren. Aktuell sind 83 Prozent der Befragten auf Unternehmens- und IT-Ebene zu Einsparungen angehalten. Für die IT ist daher besonders eine nachhaltige Optimierung der Kosten von Bedeutung. Gleichzeitig erwarten die beteiligten Unternehmen aber steigende Ausgaben für technische Schulden (+4 Prozentpunkte) und Innovationen (+10 Prozentpunkte) wie etwa Künstliche Intelligenz. Die IT muss daher ihre Kostenstrukturen weiter optimieren sowie Automatisierungsmöglichkeiten erhöhen, um mit weniger Kosten mehr Leistung erbringen zu können.

Business profitiert von KI, die IT hat Mehraufwand

KI und Machine Learning sind aktuell und in naher Zukunft das Thema schlechthin für IT und Business. Hier zeigt die Studie interessante Ergebnisse. So profitiert vor allem das Business, während der Einsatz von KI für die IT eher in erhöhten Aufwand mündet. Zudem wird KI künftig weniger als Motor für Innovationen betrachtet, sondern vielmehr als Treiber für erhöhte Produktivität und verbesserte Qualitätsstandards.

Das Haupteinsatzgebiet von KI wird in den nächsten drei Jahren nicht mehr im Support für Endanwender mit Chat Bots oder Voice-Assistenten liegen (-11 Prozentpunkte), sondern sich auf die drei Fachbereiche Logistik (+ 8), Operations (+ 6) und Finance (+ 3) konzentrieren. Dabei geht es weniger um eine höhere Innovationskraft (-17 Prozentpunkte), sondern vielmehr um eine höhere Effizienz in Form von beschleunigten Workflows, höhere Kundenzufriedenheit, bessere Produkt- und Servicequalität sowie die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Das heißt: Das Business profitiert vom Einsatz von KI und erwartet sich deutliche Umsatzsteigerungen, die die voraussichtlichen Zusatzkosten durch KI überkompensieren.

Weniger positiv sind die Erwartungen der IT selbst bezüglich der Auswirkungen von KI auf das IT-Tätigkeitsvolumen: Die Studienteilnehmer rechnen durch den Einsatz von KI eher mit Mehraufwänden als mit Entlastungen. Insbesondere in der Beratung, im Lösungsdesign und der Softwareentwicklung wird das Arbeitsvolumen steigen. Auch beim Trainieren der Modelle, der fortlaufenden Überwachung und Einhaltung der Governance wird ein erheblicher Zusatzaufwand erwartet.

Bleibt KI-Governance in der IT?

Spannend wird sein, wo die KI-Governance in Zukunft verortet wird. Heute sehen 35 Prozent der Befragten dieses Thema zentral in der IT angesiedelt, in drei Jahren wird jedoch erwartet, dass die KI-Governance häufiger dezentral von den Fachbereichen übernommen wird. Ob diese Entwicklung tatsächlich stattfindet, bleibt abzuwarten. Die IT jedenfalls sollte hier wachsam sein, da eine zentrale KI-Governance eine bessere Kontrolle ermöglicht, zumal für einen breiten Einsatz von KI noch große Hürden bei rechtlichen Fragen rund um Datenschutz und Haftung des Unternehmens bestehen. Auch Themen wie digitale Ethik und Ängste der Mitarbeiter beim Einsatz von KI sind noch als Herausforderung zu betrachten.

KI for IT ist weiter auszubauen

Doch auch in der IT kann KI die Abläufe optimieren und die Qualität von Applikationen und Services steigern. Etwa ein Drittel der Befragten setzt KI aktuell bei der Entwicklung von Anwendungen und Services in den Bereichen Code-Optimierung, Code-Analyse und Test-Automatisierung ein. Im Applikations- und Servicebetrieb wird KI ebenfalls bereits für automatisiertes proaktives Systemmonitoring, automatisierte Pentests und Provisionierung eingesetzt, soll aber nach Meinung der Befragten noch deutlich an Bedeutung gewinnen.

Für die IT heißt das, so Studienleiter Jörg Thamm: Um mit den knapper werdenden Budgets zurecht zu kommen, muss sie sich selbst weiter optimieren, automatisieren und KI-Potenzial verstärkt für sich selbst nutzen. Andernfalls ist sie nicht in der Lage, die erforderlichen Innovationen im Geschäftsbereich angemessen zu unterstützen. IT muss also radikal neu gedacht werden, was der Wertschöpfung dient, wie günstiger produziert werden kann und was wegfallen kann.

Jetzt Studie kostenlos herunterladen

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