Arvato will Ministerien und Ämter mit Cloud vor Geheimdiensten schützen

Gütersloh. Der Softwarekonzern SAP und die Bertelsmann-Tochter Arvato Systems wollen den deutschen Ministerien und Verwaltungen für ihre Daten künftig eine „souveräne“ Cloud anbieten, die von vorhandenen Datenspeichern in aller Welt physisch und rechtlich getrennt ist. Die Server und Rechenzentren sollen komplett in Deutschland aufgestellt sowie von deutschen Unternehmen kontrolliert und betrieben werden.

Ängste und Diskussionen über mögliche Zugriffe auf sensible Daten durch fremde Staaten oder unbefugte Dritte sollen so vermieden werden, erklärt Marcus Metzner, Marketing-Chef des Gütersloher IT-Dienstleisters Arvato Systems. Er spricht von einem “eingekapselten” System.

Die geplante neue Verwaltungs-Cloud baue auf der Technik des US-Software-Riesen Microsoft auf und nutze dessen Cloud-Plattform „Azure“. Dabei erfolgten aber die Datenverarbeitung und Datenhaltung wie auch der Betrieb aller Services in Deutschland. Von den Microsoft-Rechenzentren werde die neue Plattform komplett getrennt. Ein Zugriff durch das US-Unternehmen – etwa für Updates oder Wartungsaufgaben – soll stets nur begleitet (also unter Aufsicht) geschehen.

Arvatos Systems will mehrere neue Rechenzentren betreiben

SAP und Arvato gründen dafür ein neues Gemeinschaftsunternehmen, an dem die Gütersloher einen Minderheitsanteil halten wollen. Die Aufgabe von Arvato Systems (rund 3.000 Mitarbeiter) soll dabei der Betrieb mehrerer neuer Rechenzentren bundesweit sein. Die Ostwestfalen betreiben bisher eigene Rechenzentren unter anderem in Gütersloh und Bielefeld.

Der Name für das im Aufbau befindliche Unternehmen sei noch unbekannt, so Metzner. Auch die Investitionssumme könne noch nicht beziffert werden. Die Zeitung Behördenspiegel berichtete, dass SAP und Arvato 350 Millionen Euro investieren wollen.

Im Hintergrund stehe das ehrgeizige Digitalisierungsprogramm, dass die neue Bundesregierung angekündigt hat und für das Cloud-Lösungen mit vernetzten Servern als notwendig gelten, so Metzner.

Selbst das Handy von Angela Merkel war abgehört worden

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Andererseits gibt es anhaltende Sorgen, sensible oder gar geheime Daten einer Cloud anzuvertrauen. Klar ist, dass ausländische Geheimdienste Möglichkeiten zum Zugriff auf jegliche Daten ausnutzen. Selbst Verbündete spionieren ihre Partnerländer in Europa ungehemmt aus, wie spätestens durch die Enthüllungen des US-amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden 2013 publik wurde.

Demnach überwachen Dienste wie der amerikanische NSA und der britische GCHQ auch in Deutschland sehr weitgehend Datenverkehr und Telekommunikation. Die Affäre gipfelte damals in dem Verdacht, auch das Handy der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel sei abgehört worden.

Deutsche Behörden sollen US-Konzerne daher zum Beispiel nicht direkt mit der Speicherung vertraulicher Daten beauftragen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte in Urteilen zum Datenaustausch festgestellt, dass in den USA kein mit der EU vergleichbares Datenschutzniveau vorhanden ist. (Unter Verwendung von Material der dpa)

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