„Virtualisierung auf allen Ebenen“

ITD: Herr Klein, wie lassen sich selbst komplexe Software-Landschaften in kurzer Zeit in die Cloud heben?
Jasper Klein: Gute Dienstleister können die Erfahrung aus vergleichbaren Projekten einbringen und verfügen bereits über Routinen für eine Live-Migration, mit der viele potenzielle Fallstricke rechtzeitig erkannt und vermieden werden können. Andererseits kann gerade bei gewachsenen IT-Landschaften eine Cloud-Migration auch als Chance genutzt werden, um die Unternehmens-IT zu transformieren und zu verschlanken. Virtualisierung auf allen Ebenen, Containerisierung und der Einsatz von Kubernetes zum Beispiel erleichtern nicht nur die Migration in die Cloud, sondern sorgen auch für einen Effizienz-Schub, mit dem die Vorteile der Cloud viel besser ausgeschöpft werden können.

ITD: Welche Stolpersteine sollten Entscheider im Blick behalten, die einer erfolgreichen Migration in die Cloud im Wege stehen könnten?
Klein: Der größte Stolperstein liegt ganz am Anfang eines Migrationsprojektes. Wenn die Anforderungen unvollständig definiert werden, ist das Scheitern so gut wie vorprogrammiert. Viele Unternehmen konzentrieren sich zu sehr auf Ressourcen und Performance, dabei muss alles auf den Tisch: von der Anwendungsentwicklung über Zugriffsrechte bis zur Netzwerkanbindung, von der Risikoanalyse bis zum Disaster Recovery Plan.

ITD: Laut der IDG-Research-Studie „Cloud Migration 2021“ gaben rund zwei Drittel der befragten Unternehmen ein entsprechendes Migrationsprojekt ganz oder teilweise in die Hände eines externen Dienstleisters. Unter welchen Voraussetzungen sollte ein Dienstleister mit der Durchführung eines solchen Projekts beauftragt werden?
Klein: Es gibt Dienstleister, welche die Migration in eine Hyperscaler-Cloud betreuen und es gibt Dienstleister, die das Gesamtpaket anbieten, also die Migration und die Bereitstellung einer passenden Cloud-Infrastruktur. Welches Modell das passendere ist, hängt wiederum von den Anforderungen ab. Ist der Individualisierungsbedarf groß, sollte man darauf achten, dass der Dienstleister individuelle Besonderheiten auch abbilden und umsetzen kann.

ITD: Wann sind für ein Unternehmen hybride Cloud-Lösungen die beste Wahl?
Klein: Klassische hybride Lösungen, die on-prem mit Cloud kombinieren, spielen nach wie vor beim Thema Datenbanken eine große Rolle. Wenn diese nach der Anzahl der Cores lizenziert werden, sind leistungsstarke physische Server oft ökonomischer als die Cloud, zumal sie auch Vorteile in Sachen Performance und Compliance bieten. Die Rechenleistung wiederum wird aus der flexibel skalierbaren Cloud bezogen.

ITD: 46 Prozent der im „Cloud-Monitor 2021“ von KPMG und Bitkom befragten Unternehmen befürchten den unberechtigten Zugriff auf sensible Unternehmensdaten. Wie sicher sind die Daten in der Cloud wirklich?
Klein: Die Erfahrung zeigt, dass meist nicht die Cloud-Infrastruktur selbst das Einfallstor ist, sondern Sicherheitslücken in den Applikationen oder unzureichend geschützte Logins der eigenen Administratoren. Deshalb sollten Unternehmen in der Cloud das Prinzip der geteilten Verantwortung unbedingt ernst nehmen und geeignete Maßnahmen zum Schutz ihrer Daten, wie Netzwerksegmentierung, Patch Management, Web Application Firewall oder auch starke Authentifizierung von Anfang an in die Planung aufnehmen.

ITD: Beim Brandschutz wird in Unternehmen wie auch in Behörden regelmäßig der Ernstfall geprobt. Inwiefern geht das auch bei der unternehmenseigenen Cloud-Infrastruktur?
Klein: Die Abläufe sind in der Tat ähnlich wie beim Brandschutz: Risikoanalyse, Maßnahmen planen und implementieren und deren Wirksamkeit regelmäßig testen. Das gilt für Backup Restores genauso wie für Disaster Recovery Lösungen an einem zweiten Standort. Letztere sind sogar ein Muss, wenn sich Unternehmen vor einem Totalausfall durch Brand oder Naturkatastrophe schützen wollen.

ITD: Die Cloud kann im Ernstfall dazu beitragen, dass geschäftskritische Anwendungen selbst im Falle von Stromausfällen, Cyberangriffen oder Naturkatastrophen weiter für das Unternehmen verfügbar bleiben. Welche Möglichkeiten bietet die Cloud zur Optimierung der Datensicherheit hinsichtlich einer Geschäftsfortführung im Krisenfall („Business Continuity“)?
Klein: Die Cloud macht Notfall-Lösungen für eine Business Continuity für viele Unternehmen überhaupt erst erschwinglich. Zum einen sorgen viele Cloud Provider selbst bereits für einen hochverfügbaren Betrieb in verschiedenen Brandabschnitten mit redundanter Strom- und Internetanbindung usw. Die Cloud ist aber auch ein preiswerter Speicher für Offsite-Backups und replizierte Daten und Anwendungen, die im Krisenfall mittels moderner Disaster-Recovery-Lösungen im virtuellen Ersatz-Rechenzentrum in der Cloud wiederhergestellt werden können.

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