Twin Transformation: Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken

Wer Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen vorantreibt, wird auch in Zukunft Erfolg haben.

Foto: koya979 – shutterstock.com/SAP

Steigende Preise für Rohstoffe und Energie, CO2-Abgabe, Lieferkettengesetz und Logistikprobleme machen es überdeutlich: Ohne eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit, Resilienz und sozialer Verantwortung werden es deutsche Unternehmen in Zukunft schwer haben. Theoretisch ist diese Erkenntnis bei den meisten Geschäftsführerinnen und CEOs auch angekommen. Es gibt kaum mehr ein großes Unternehmen, das keine Ökobilanz oder einen ESG-Report (Environmental, Social, Governance) veröffentlicht.

Dabei konzentriert sich die deutsche Industrie jedoch viel zu sehr auf das, was sie schon immer am besten konnte: Messen, wiegen und zählen. Im Mittelpunkt stehen Leistung und Effizienz – nach dem Motto: “Wenn unsere Maschinen schnell und performant laufen, ist das Nachhaltigkeit genug.”

Mit dieser Einstellung verfehlen sie allerdings das eigentliche Ziel und die wirklichen Chancen einer nachhaltigen Transformation. Vor allem die Digitalisierung bietet viele Ansatzpunkte für einen ökologisch wirkungsvollen Umbau von Geschäftsprozessen. Eine Twin Transformation, die Digitalisierung gemeinsam denkt und durch die Symbiose beider Bereiche völlig neue Ansätze und Geschäftsmodelle ermöglicht, ist deshalb wesentlich zielführender als die reine Konzentration auf Effizienz und Performanz.

Die gemeinsame Entwicklung digitaler und nachhaltiger Strategien kann in nahezu jedem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich eine positive Wirkung entfalten – von Governance und Verwaltung über Gebäudewirtschaft und Infrastrukturmaßnahmen bis hin zu Landwirtschaft und Ernährung. Die folgenden Beispiele sollen das Potenzial verdeutlichen:

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Die Twin Transformation kann in nahezu allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft positive Wirkungen entfalten.

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Bausektor: Bau und Betrieb von Gebäuden sind weltweit für 38 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Rund 50 Prozent der über einen Lebenszyklus von 50 Jahren emittierten Treibhausgase eines Neubaus entstehen, bevor überhaupt ein Bewohner eingezogen ist. Mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens in Deutschland besteht aus Bau- und Abbruchabfällen.

Diese Zahlen machen die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation in der Bauwirtschaft sehr deutlich. Sie ist ohne umfassende Digitalisierung nicht umsetzbar. Leider ist die deutsche Baubranche hier nicht so weit, wie das wünschenswert wäre. Während beispielsweise in Singapur jedes Gebäude per Bauverordnung digitalisiert ist, kommen Initiativen wie das Building Information Modelling (BIM) hierzulande nur schleppend voran.

Dabei bietet die Modellierung eines Gebäudes als Digitalen Zwilling nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern kann auch die Kreislaufwirtschaft fördern. Digital erfasste Materialien lassen sich bei einem Abbruch oder Umbau gezielt trennen und wiederverwenden, statt sie als Schutt auf Deponien zu lagern.

Elektromobilität: Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner wird sich die Zahl elektrisch betriebener Kraftfahrzeuge innerhalb der kommenden zehn Jahre verzwölffachen. Damit diese Entwicklung nicht zu neuen Umweltproblemen führt, muss die gesamte Lieferkette neu konzipiert werden – von der Batterieproduktion über die Ladeinfrastruktur bis zur Wiederverwertung der wertvollen Rohstoffe. Dies kann nur durch eine umfassende Digitalisierung aller Prozesse gelingen. Batterien könnten zum Beispiel einen digitalen Produktpass erhalten, der Informationen über alle verwendeten Komponenten und deren Herkunft enthält. Beim Recycling ließen sich so die Wertstoffströme optimieren und möglichst hohe Wiederverwertungsquoten für Seltene Erden und andere Rohstoffe erzielen.

E-Autos sind aber viel mehr als nur der CO2-neutrale Ersatz für Verbrennerfahrzeuge. Sie können auch zur Lösung eines Grundproblems erneuerbarer Energien beitragen. Strom aus Sonnenenergie und Windkraft stehen im Tages- und Jahresverlauf in höchst unterschiedlichen Mengen zur Verfügung, was eine kontinuierliche Grundlastversorgung schwierig macht. Werden viele Millionen elektrifizierter Fahrzeuge intelligent mit dem Netz verbunden, lassen sie sich als Zwischenspeicher nutzen. Eine eindeutige Objekt-ID identifiziert als digitaler Zwilling das Fahrzeug und integriert es in die Netzinfrastruktur der Stromversorger. Wer sein Auto gerade nicht braucht, kann dann durch Stromaustauschgeschäfte Geld verdienen.

Die Verbindung digitaler Business-Technologien mit Nachhaltigkeitsaspekten ermöglicht aber auch völlig neue Geschäftsmodelle. So hat das Start-up “carbonauten” aus einem uralten Kulturverfahren, nämlich der Köhlerei, in Verbindung mit der Digitalisierung aller Prozessschritte eine Plattform für eine CO2-reduzierende Produktion von Biokohlenstoffen entwickelt. Durch die pyrolytische Karbonisierung ohne Sauerstoff werden aus organischen Abfällen technisch hochwertige Carbon-Polymere produziert, die vielfältig einsetzbar sind.

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Gleichzeitig entstehen Biodestillate, die in Landwirtschaft, Pharma- und Chemieindustrie genutzt werden können. Der im Ausgangsmaterial enthaltene Kohlenstoff wird so dauerhaft der Atmosphäre entzogen. Der Prozess ist energiepositiv und kann damit zusätzlich zur Erzeugung erneuerbarer grundlastfähiger Energie genutzt werden. Eine erste Pilotanlage in Eberswalde wird jährlich mehr als 4.000 Tonnen Biokohlenstoffgranulat produzieren, was einer Speicherung von bis zu 12.000 Tonnen CO2 entspricht.

Bei der Firma Ligenium hat die Symbiose digitaler Lösungen und innovativer Produktionstechnologien zur Entwicklung holzbasierter Verbundwerkstoffe für Logistik und Industrie geführt. Die hoch belastbaren und widerstandsfähigen modularen Leichtbauprofile binden dauerhaft das im Holz gespeicherte CO2 und lassen sich für den Bau von Ladungsträgern, Förderanlagen, Regalsystemen und vielem mehr einsetzen.

Ligenium bietet seine Holzladungsträger darüber hinaus in Kombination mit innovativen digitalen Services an. Dank Sensorik und Tracking können Logistikunternehmen ihre CO2-Bilanz ermitteln, Routen optimieren oder vorausschauende Wartung betreiben. Alle Daten werden in einer digitalen Stammakte gesammelt und können in SAP-Systeme und andere Softwarelösungen integriert werden. Darüber hinaus bietet Ligenium seine Ladungsträger auch im Pay-per-Use-Modell als “Asset as a Service” an.

In den meisten Unternehmen sind Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsinitiativen strukturell und organisatorisch getrennt. Das ist ein Fehler, denn so werden Synergien nicht genutzt, die nicht nur zu mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienz, sondern auch zu ganz neuen Geschäftsmodellen führen können. Unternehmen, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam angehen, haben laut Accenture eine 2,5-fach höhere Wahrscheinlichkeit, in Zukunft erfolgreich zu sein.

In drei Schritten können Unternehmen zur erfolgreichen Twin Transformation gelangen.

Foto: SAP

SAP-Technologien von und mit Partnern können dabei die Grundlage für ein nachhaltiges und profitables Wirtschaften bilden. Dabei sollten die Cost und Performance Lines von Digitalisierungsprojekten um eine “Green Line” ergänzt werden, um so von der Ökobilanz zur Ökoeffektivität zu gelangen. So wird Twin Transformation zu einer echten Win-Win-Situation.

Mehr über nachhaltiges und profitables Wirtschaften erfahren Sie hier.

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